Donnerstag, 22. April 2010

Moon arising... (Ch. 1) Part 2

Knapp 16 Stunden des sinnbetäubenden Rausches später...
Das klickern von D-Ringen, Schnallen, und Ketten auf Noom's schwarzer Hose, erzeugt von der wendebewegung der Waschmaschine, und das Geräusch von in den Waschraum selbiger schiessendem Wasser erzeugte ein Echo in seinem Kopf. Ein Pochendes Echo, dass ihn hochschrecken liess. Seine Hand fuhr an seinen nasskalten Nacken, und das trockene Gefühl seines Gaumens, umklebt von Durstspeichel, brachte ihn in seiner intensität zu einem leisen Ächzen.
Mit einem verkrampften Stirnrunzeln kämpfte er sich - mehrmals an den glitschig glatten fliesen seiner Badezimmerwände abrutschend - in einen mehr als schwindeligen Stand. Er konnte sich nicht erinnern, ob und wann er sich dazu entschloss, Wäsche zu waschen. Schlimm genug, dass er nicht wusste welcher Tag oder welche Uhrzeit es war.

"740.000 Dollar kostete das Projekt, und es ist Unklar, wieviele weitere Kosten das Bauunternehmen aufwerfen würde. Klar ist jedoch, dass es nicht das letzte der Ning Corporation sein würde.
Zunächst im Programm: Kinderpornographie, oder harmlose Kunst? Was Versteckt sich hinter den Bildern des Abstrakt-Künstlers Zypher La Zonbre?"

Ein eiskalter schauer kroch Noom über den Rücken, erstarrt und verunsichert stand er in völliger Paranoia über die soeben gehörten Worte einer ihm Fremden Stimme zwischen dem Türstock des Badezimmers. Erst ein trockenes Schlucken und einem lecken über seine ebenso trockenen Lippen später, kroch ihm zäh wie geschmolzenes Plastik in den Kopf, dass er diese Stimme kennt, und sie aus dem Wohnzimmer kommt... Ein träges, zittrig lahmes Blinzeln später signalisierte sein Gehirn ihm die Idee, es könnte aus dem Fernsehen kommen.
Wärend er sich an der Wand abstützte, und an dieser mehr Entlangrutschte, als ging, versuchte er sich an die Details der vergangenen Zeit zu erinnern.

Er wusste, dass es ein harter Schuss war, und der Rausch ungewöhnlich heftig über ihn kam. Nicht das es ihm Fremd war, sich für ganze Tage wegzuballern, vorallem nicht wenn er bereits am Entziehen war, aber es war wie immer ein Kampf um die Erinnerung, und jedes bisschen das er entschlüsseln konnte war Hilfreich.

Je näher er dem dröhnend lauten Fernseher kam, desto mehr kroch ihm ein anfangs sehr schwer zu erkennender Geruch in die Nase. Was war das, was ihn so kitzelte, und in ihm Sehnsüchte erweckte... War es Parfüm? Nein, dafür roch es zu wenig Chemisch...
Er schnupperte, und rutschte durch die halboffene Tür hinein, sich an dieser und dem Türstock festkrallend. Er erschrack unmittelbar danach, ein heiseres "Was zum!" von sich gebend.

Seine Sicht plagte ein sehr reinliches Wohnzimmer. Die Reste seiner überquellenden Aschenbecher wurden entsorgt, der Boden von den alten, aus faulheit einfach liegengelassenen, Kleidungsstücken befreit, das Geschirr abgewaschen, dass samt Tagealten Essensresten überall herumstand, die leeren Chipspackungen, Zigarettenschachteln, Dip-Schalen und Verpackungsreste weggeräumt, es wurde gelüftet, abgestaubt, sogar die Fenster geputzt und die Spinnweben weggesaugt. Noom erkannte den Raum garnicht wieder, allerdings die Person die auf seiner geputzten Couch saß, und ihre sauberen besockten Füße auf dem Tisch ablegte.
"Hi, Noom. Ich hab für dich ein wenig aufgeräumt. Gefällt's dir?"
Sprach sie.
"M..Mara, was... Was zur Hölle machst du hier und wie kommst du hier rein!?" plärrte Nooms Stimme mit mitleiderregender Dünne. Jedes Wort fühlte sich an wie ein Wort zu viel, und seine Kehle kratzte dabei, als hätte er die letzte Nacht in seinem Badezimmer mit endlosen Schreien verbracht.
"Die Tür stand offen, und du gingst nicht ans Telefon, also dachte ich du wärest hinüber. Ich wollte nur nach dem Rechten sehen und deshalb habe ich mir gedacht, ich mach mich Nützlich wärend ich darauf warte das du aufwachst." Sie lächelte, und nickte zur Kaffeekanne, die sie auf den Couchtisch stellte. "Kaffee?"
Noom folgte ihrem Nicken verzögert mit seinem Blick, und ein blinzeln später schlurfte er mit weichen Knien näher. Er setzte sich zu Mara, einer Ungefähr 20 Jahre alten Studentin für Kunstgeschichte, derer unaufdringlicher "Alternative"-Look recht perfekt zu den Zinnoberroten Dreadlocks passte, die sie zu einem engen Zopf zusammenband. Sie war nicht groß gewachsen, und passte eigentlich perfekt in das Klischeebild eines Alternativerockers. Nur die schwarzen Lack-Boots, die auf dem Boden nahe der Couch standen, passten nicht ins Bild, was vermuten liess das sie in ihrer "Arbeitskleidung" unterwegs war.
"Das is'... Creepy, was du machst... weisst du das?" Fragte Noom, wärend er sich mit steifen Fingern Kaffee einschenkte.
"Nicht creepiger als meinen Ex quasi-bewusstlos im Badezimmer liegen zu sehen."
Mit einem etwas harten Tätscheln auf Nooms schulter beugte sie sich den bereitliegenden Papers zu, und drehte sich eine Zigarette. Noom's etwas grantigen Blick ignorierte sie.
"Dachte du hast aufgehört..." folgte das unweigerliche meckern von Noom, und sie zog einen Mundwinkel hoch. "Noom, du drückst Age, spiel mir hier nicht den Moralapostel. Klar?"
Sie steckte sich die Kippe in den Mund, und zündete sie an. Das knistern anbrennenden Tabaks brachte Noom's Blick dazu ihre Zigarette beim aufglosen zu begaffen, als würde das rotgoldene Farbspiel ihn an etwas erinnern.
"Kann ich mir auch eine Rollen?" Fragte er nachdenklich.
"Klar. Hast du keine mehr?" Mara schob die Tabakpackung, Filter und Papers zu ihm.
"Ich weiss nicht wo. Vermutlich geklaut."
Seine träge Zunge leckte das Paper entlang des Randes ab, und er vollendete die Kippe problemlos. Der Initialzug, den er tätigte als er die Kippe anzündete, brachte ihm ein wenig entspannung ein, und er lehnte sich in die Couch zurück. "Sagmal... wie lange bist du eigentlich schon da....?"
Seine gerunzelte Stirn teilte der Welt mit, wie schwer er an dem Fakt kaute das seine Ex gerade neben ihm saß, mit ihm Kaffeetrinkte, und sich irgendwie dazu erdreistete, sein Wohnzimmer aufzuräumen. Das konnte nichts gutes bedeuten. Selbst, wenn er nicht derjenige war, der mit ihr Schlussmachte, hatte er dennoch mittlerweile kein verlangen mehr, sie zurückzufordern. Natürlich könnte das auch nur die Paranoia sein.
"Öööh." Ein knapper blick auf ihre Armbanduhr. "Circa fünf Stunden. War ein Heidenaufwand hier aufzuräumen."
Fünf Stunden ihres Lebens, nur für den Aufwand vergeudet, einem Agesüchtigen nachzustellen, seine Wohnung aufzuräumen, und an seinem Leben teilzuhaben. Das war viel zu viel.
"Hör zu Mara.... Ich... Bin dir dankbar für das alles aber..." er atmete tief durch, wandte ihr den Blick zu, und musterte ihr Gesicht kurz, das ihm nichtsahnende entspannte Blicke zuwarf. "Ich glaube du solltest besser gehen. Ich fühl mich gerade einfach nicht in der Lage soviel Gesellschaft zu tragen, verstehst du das?"

Noom knabberte schwer an den Worten, es war nicht seine Absicht sie zu verletzen, aber er musste sie loswerden. Es war nur eine Frage der Zeit bis die nächste Scheisse passierte, und reinziehen wollte er sie bestimmt nicht. Nicht, nachdem sie aus seiner Scheisse erfolgreich rauskriechen konnte.

Sie überlegte lediglich ein paar Sekunden lang über die gerade gehörten Worte, nichtsdestotrotz fühlte es sich für Noom wie eine halbe unerträgliche Ewigkeit an, aber dann nickte sie, und begann ihre Stiefel anzuschnüren. "Ruf mich an wenn du was brauchst. Und lass mich was von dir hören, okay? Ich weiss wir sind nichtmehr zusammen, aber ich mach mir Sorgen."
Noom Nickte nur. Diese Worte machten ihn wahnsinnig. Als ob er daran Schuld wäre, dass sie nichtmehr ein Paar sind. Genauergenommen, ist er ja auch Schuld daran, als er sich dazu entschloss im Agerausch seine Lieferantin zu vögeln, und mit runtergelassenen Hosen auf dem Wohnzimmerboden umzukippen, wärend seine Affäre sich eine Line Koks von seiner Brust zog.
Wäre seine Ex damals nicht von ihrem Kaffeeklatsch mit Freunden früher als angedacht zurückgekommen, würde diese seltsame, hirnzermarternde Lage jetzt auch nicht existieren.

Zwanzig Minuten später.
Er war wieder alleine, und hatte gerade genug Zeit seine Gedanken zu sammeln, sich aufzuraffen, und sich umzuziehen. Er wollte heute den Ball Flach halten. Statt Age vielleicht nur ein wenig Koks, vielleicht eine kleine Bong.
Er zupfte seinen Hoodie zurecht, das Bandlogo von Blue Stahli quer über den gesamten Rücken, Blaue, sacht aufleuchtende Ranken die sich über Ärmel und Kaputze zogen, und ihn in seiner ausgemergelten, dünnen Gestalt farbenfroh und auffällig kleideten. Es war nur eine Möglichkeit von seinen dunkel umrandeten Augen abzulenken, er hatte nicht vor wie das auszusehen, was er ist - Ein Junkie.

Eine weitere Viertelstunde später stand er vor einem abgewrackten alten Haus. Früher eine Druckerei, ist es jetzt ein umgebautes Mehrfamilienhaus. Die Personen die vor dem Gebäude standen waren unauffällig gekleidet, teilten aber allesamt ein Merkmal - Ein auftätowiertes Halsband, dass aussah als würde es sich in ihr Fleisch schneiden. Noom wusste, dass das nicht nur ein Gag zwischen zwei Brüdern war, sondern eine andere form der Einigkeit nach aussen trug. Sie waren Sklaven, permanent gebranntmarkt, und gekauft. Er hatte einst das vergnügen mit beiden zu reden, als er auf einlass wartete. Ihre Aufgabe war es, zu entscheiden wer rein darf, und wer nicht, und die erfüllten sie mit allen Mitteln.
Es waren Zwei ein-eeig gekleidete Kerle. Beide trugen Undercuts, hochschaftige Stahlkappenstiefel, unter den Stiefeln endende schwarze Stonewashed-Jeans, und Ärmellose schwarze Muscleshirts. Muskeln, die sie betonen konnten, hatten sie beide nicht aufdringlich viele, aber die Scarrifications und Brandings die an ihren Armen entlang hochliefen, und als einziges äusserliches Accessiour unterschiedlich waren, zeigten davon dass die Beiden eine gewisse Schmerzresistenz haben mussten, die ihre weniger aufdringlichen Muskeln wettmachten. Sie waren wohlerzogen, soviel stand fest, und Noom hatte ihnen ohnehin auch nichts entgegenzubringen, noch hatte er vor, sich mit ihnen anzulegen.
"Bleiben sie stehen. Halten sie ihre Hände hoch und lassen sie sich betasten." Sprach einer der Beiden zu Noom, seine Stimme ruhig und professionell strukturiert Betont. Diese Worte waren einstudiert und eingeprägt, und der Sprecher dazu gedrungen, höflich zu sein.
Noom reagierte wie immer, und tat wie von ihm verlangt wurde. Er war bereits bekannt hier, und irgendetwas sagte ihm, er würde auch bereits im inneren erwartet werden. Wie immer fanden die Wächter nur sein Handy, seine Geldbörse, und eine verchromte, dünne, längliche Zigarettenbox mit einer Aufschrift in anthrazitfarbenen, hervorstehenden Epoxidharzlettern "Love Sux".
Er kommentierte diesen Fund mit "Ah... da hatte ich also meine Zigaretten...".

Die beiden Sklaven waren nicht für Humor hier draussen, und winkten ihn mit einem gleichzeitigen Nicken hinein. Die breite, hohe Stahltür öffnete sich mit einem Bösen zischen automatisch, und der sich öffnende Flügel machte ein metallernes, dumpfes Stoppgeräusch, ehe Noom eintrat.
Die Wände des ihm bevorstehenden Treppenhauses waren nicht sauber, und das Licht das von den breiten, unebenen Glasfenstern einfiel wurde von den Dreckkrusten in schlierenhafte Schatten unterteilt. Das dämmrige Zwielicht das ihn hier erleuchtete gab ihm nachwievor Gänsehaut im Nacken, und er wusste es würde nicht besser werden, mit jedem Stockwerk das er über die Treppen erklomm.
Der Geruch von Methamphetamin, und den chemischen Dämpfen die mit dem Kochen dessen verbunden waren, stieg ihm ab dem Zweiten Stock in die Nase... Er verkniff sich ein Husten, das würde nur ungewollte Aufmerksamkeit erwecken.
Er musste in den dritten Stock des Fünfstöckigen Gebäudes, und überlegte mehrmals, wieder umzudrehen um einfach zu gehen. Er konnte die Personen nicht leiden, die ihm Heute entweder den Tag versauen, oder ihm die gewünschte Portion zum "Ball flachhalten" geben würden.
Er klopfte an die alte, knorrige Holztüre, die zum einzigen Raum im dritten Stockwerk führte. Wenige Sekunden später erklang ein leises, dumpfes, kehliges Lachen und eine raspelnde tiefe Stimme sprach "Komm herrein Noom."
Es liess ihn seufzen. Das bestätigte, dass sie bereits wussten, das er kommen würde.

Noom öffnete die Tür mit klammen, verkrampften Fingern, und schlich mehr als er Ging in den ihm sich nun offenbarenden Raum...

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