Samstag, 24. April 2010

Cute Poison (Deutsch)

"Schhhht, halt still jetzt."
Der nackte Leib bockte, zuckte mehrmals nervös als die fremden, warmen Finger über den Rücken hinabfühlten, und sich einen Weg zwischen Pein und Panik suchten. Von den knapp 180 cm Leibesgröße des durchtrainierten, gertenschlanken Körpers war ein zitterndes, gebrochenes Bündel wimmernder Laute geblieben. Die vormals maronenbraune Haut des Halbspaniers wies soviele Striemen, Schnitte, Einstiche und Verbrennungen auf, dass die Finger einem Irrgarten gleich immer wieder hin und her taumelten, um auf unverletzter Haut bleiben zu können.
Es war eine seltsam anzusehende Szene, die sich im dritten Stock des regelrecht baufällig aussehenden Gebäudes abspielte. In dem hallengroßen, trennwandfreien Raum herrschte trübes Zwielicht das die Konturen der wenigen Einrichtung verschmierte und versteckte. Halbnackte Ziegelwände klammerten sich mit desillusionierter Deprimierung an verbleibende Putzreste, von denen die Farbe in mehreren Schichten abgebröckelt war. Dennoch war der schwarze Nussholzboden glänzend sauber, sauber genug dass man vermutlich davon essen hätte können - etwas, was in diesen Räumen weder eine Seltenheit noch eine Besonderheit war. Vereinzelte Halogenstrahler beleuchteten die wichtigsten Punkte der Raumgestaltung mit kaltweißem Licht, und hinterließen Schluchten der Dunkelheit zwischen den ausgeleuchteten Möbelstücken.
Irgendwo in der fernen östlichen Ecke befand sich ein schwarzer Samtvorhang, der den Raum abtrennte, und die Sicht auf den gutsortierten, massiven Eichenschreibtisch versteckte, der dort stand. Ein Andreaskreuz bildete der Eingangstüre nach das Zentrum der Menagerie, flankiert von mehreren rollbaren Anrichten und hübschen Echtholzschränkchen, weitere Tische, Böcke und auch Hängevorrichtungen füllten den restlichen Raum mit besorgniserregenden Hinweisen auf den Sinn und Zweck dieser Institution.
Auf einem Stahltisch mit Hebe- und Senkmechanismus - einer jener, die auch Tierärzte gerne benutzten - lag der gefesselte Halbspanier, und wimmerte leise. Lederne, gepolsterte Manschetten an den Oberarmen, dicht über den Ellebogen befestigt, waren mit einem knapp 30 cm langen Lederriemen aneinandergefesselt, während weitere Manschetten an den Handgelenken dafür sorgten, dass nicht nur die Aufwärtsbewegung, sondern auch ein Ausweichen nach unten hin unmöglich waren. Die Oberschenkel hatten ihre eigenen Manschetten erhalten, die an einem längeren Riemen befestigt waren. Das breite Lederband hielt die Beine nicht nur in einem deutlichen Abstand zueinander, sondern presste sie auch auf den Tisch unter sich, gewährte eine Wehrlosigkeit, die den Gefesselten sicher noch Monate später in seinen Träumen verfolgen würde.
Neben der Hebebühne saß ein junger Mann auf einem Bürosessel, konzentriert über eine Auswahl an diversesten Nadeln, Farbtöpfen, Skalpellen und einem Bunsenbrenner mit dazugehörigen Brandeisen gebeugt. Sein schwarzes, fast schulterlanges Haar war zu einem sorgsamen Zopf hoch- und zurückgekämmt, und entblösste sauber rasierte Kopfseiten, einen ausrasierten Nacken, und sehr bleiche Haut. Dunkelrote Tätowierungen drängten sich um seine Schläfen, als wollten sie durch diesen Kanal in seinen Kopf kriechen, und bildeten einen verwirrenden Kontrast zu der schlichten schwarzen Kleidung, die seinen Körper vom Hals abwärts in eintönige, konturlose Dunkelheit tauchte. Er sah herzzerreissend jung aus, vielleicht zwanzig Jahre alt, und war schmal, dünn und von fast weiblichen Formen, die Miene zart und von täuschender Naivität, die Augen von kräftigem Braun, das nur von goldenen Sprenkeln durchbrochen wurde.

Blayne wählte eine frische Skalpellklinge, klemmte sie vorsichtig auf den Halter, und drehte sich wieder seiner allzu menschlichen Arbeitsfläche zu. Seine Hände waren in feine Latexhandschuhe gehüllt, eines von ungefähr zehn Paaren, die er inzwischen gebraucht hatte, um dem immer wieder herausquellenden Blut Herr zu werden. Soviel Blut, soviele Schreie, aber es war die Mühe wert gewesen, stellte er fest, während er sich über den Rücken des Gefesselten beugte, und etwas Blut beiseite wischte.
Stilisierte Drachenschuppen zogen sich links und rechts von den Schulterblättern bis zu den Ansätzen der Pobacken hinab, eine Mischung aus Branding, Schnitten, und grün-schwarzen Schattierungen. Wieviel Arbeit es gewesen war, die Körperformen von Achtundvierzig - die Bezeichnung seines Opfers - so auszumessen und zu berechnen, dass Licht und Schatten, Muskeln und Haut exakt das richtige Bild liefern würden, wollte Blayne gar nicht mehr bedenken, alleine das Auftragen jedoch hatte dank der anfangs gellenden Schreie und der heftigen Gegenwehr seines Opfers Ewigkeiten gedauert.
Inzwischen war Achtundvierzig einsichtig geworden, und beschränkte sich auf klägliches, leises Wimmern, das sein zitterndes Zucken untermalte. Nur in wenigen Momenten bockte er noch schreiend und heulend hoch, und brachte damit Blayne's Arbeit in Gefahr.
Seufzend beugte sich der "Künstler" vor, und machte sich mit hauchfeinen schnitten wieder daran, den unteren Rand der Schuppenverzierung mit kleinen Schnitten abzurunden. Skalpelle waren weitaus schmerzloser als so manches andere Messer, aber in diesem Fall war es fast unmöglich Schmerz zu vermeiden. Mit einer Hand lehnte er sich schwer auf die rechte Pobacke seines nackten Opfers, mit der anderen schnitt er schräg unter dem knapp 1 mm breiten Hautband entlang, um es endgültig zu lösen. Als er die Haut jedoch wegzupfte, ertöne erneut ein raspelndes, heiseres Brüllen, und erneut begann seine lebendige Leinwand zu zucken und zu bocken.
"Schhhht, ganz ruhig, ruhig.." gurrte seine kehlige, raspelnde Stimme auf den Windenden hinab, und als die schwachen Zuckungen erneut aufhörten, tupfte er vorsichtig das Blut ab, und warf das Werkzeug beiseite.
"Zwei Sachen noch, dann sind wir fertig. Gleich ist es geschafft." murmelte er gedankenverloren, während er durch seine Utensilien suchte. Die Worte ansich enthielten altes Leid, abgenutztes Mitgefühl, und eine gewisse Form von Desinteresse... Mitleid, das schon zu oft erlebt worden war, um deswegen noch schlecht zu schlafen, oder zu zögern.
Aus dem sauberen Besteck heraus griff er sich eine Hohlklemme, eine Hohlspitznadel, und ein Hufeisenpiercing, desinfizierte alles, und wanderte damit neben den Hintern von Achtundvierzig.
Dies würde der schwierigste Teil werden, seufzte Blayne innerlich, und beugte sich vor, um die Hohlklemme mit prüfendem Herumrücken am Hodensack seines Opfers anzubringen, mittig zwischen den Hoden. Er spürte wie Achtundvierzig sich misstrauisch verspannte, spürte wie seinem Opfer der Atem zuerst stockte, und dann in kleinen hechelnden Stössen aus ihm rasselte, und neigte sich vor, um die Hohlspitznadel durch die fixierte Öffnung der Klammerhälften zu stossen, und dann dort festzuhalten.
Ein gellender Schrei durchriss die Stille des Raumes, der ganze Tisch klirrte und klapperte leiser, als der Gefesselte sich einige Sekunden japsend hin und her warf, und schliesslich atemlos wieder still lag. Erst dann fädelte er das Hufeisenpiercing durch das hintere Ende der Nadel, zog sie ganz hindurch, und schraubte es sorgfältig zu.
"Siehst du... ganz ruhig... schon vorbei. Jetzt kannst du schlafen, und dich erholen. Der Meister wird dich trösten, für deine Tapferkeit. Das hast du gut gemacht." raunte Blayne leise, strich Achtundvierzig mitfühlend über die Pobacken, und löste sich erst als dieser leise schluchzend aufhörte zu zittern.
Dann griff er sich einen Wundsalbenspray, neigte bedeckte seinen gesamten Rücken mit der flockigen Paste, und setzte sich auf den Sessel, um damit zum Kopfende des Tisches zu rollen, und mit tröstenden Händen über Achtundvierzigs kahlgeschorenen Kopf zu streicheln, bis dieser in erschöpfte Ohnmacht fiel.

Blayne erhob sich, und schnappte sich das Tablett mit dem Werkzeug. Der Meister würde zufrieden sein, dieses Werk war ihm besonders gut gelungen. Mit etwas Glück würde er Blayne heute sogar am Fußende seines Bettes schlafen lassen. Oder sein stummes Flehen erhören, und ihn endlich wieder an seinen Schwanz heranlassen.
Der Gedanke entlockte Blayne ein vorfreudiges Lächeln, während er den Raum verließ.

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