Dienstag, 13. April 2010

Moon arising... (Ch. 1) Part 1

"Nur noch ein einziges mal. Ein einziges, letztes mal. Dann ist schluss. Dann höre ich auf. Versprochen. Und jetzt gib mir die Spritze, komm schon, sei kein Arsch!"
Seine Stimme klang wie rostige Nägel über rauhes trockenes Papier, ein Klang so ausgezehrt, dass es wirkte als würden seine Stimmbänder nur zu bald reissen, und seine Stimme in leises, tonloses blubberndes krächzen verwandeln.
Noom griff nach der Spritze, unbekümmert ob der Inhalt sauber war, und nicht zu sprechen von der Nadel.
Er war blass. Ausgemergelt. Der exzessive Drogenkonsum kostete ihm den appetit, und machte nicht nur seine Geldbörse labbrig und leicht, sondern auch seinen Körper. Kaum eine Faser seines Körpers hatte noch die Kraft, nach der letzten Woche noch mehr dieser "intensiven" Stunden zu ertragen.
Dunkel umrandete Augen blickten schal und leer in den Raum, als das Heroin seine Wirkung zeigte, und ein leises, erleichtertes ächzen später sackte sein Körper zurück an die Wand des Badezimmers.
Er hatte diese Wohnung gerade gemietet, nichts aufregendes, drei Zimmer, groß genug für eine Person. An der kleinen Küchenablage lag ein Umschlag, den sich sein Besucher nahm. Er redete nicht viel mit Noom, nur ein paar Worte des Geschäfts. Nett musste er nicht sein, denn seine Ware war Nett genug um darüber hinwegsehen zu können.
"Noom. Das ist nicht genug. Wo ist der Rest, du beschissener Junkie." rasselte die Stimme auf ihn nieder, und sie war voll, dunkel, passte zu dem Gesicht der sie trug. Eine Stimme, die es vermag die Emotionen "Boshaft" und "Aggressiv" in geballte Worte zu fassen.
Noom zuckte, das Heroin machte ihn anfällig für derlei verbale Knochenbrüche, und zögerte keine Sekunde lang sich an die nächste Ecke zu schmiegen. Er begann leicht zu zittern, die Nadel die immernoch in seinem Arm steckte wippte dazu mit, und brachte Blut dazu über seinen Arm zu rinnen. "Ich geb... Ich geb es dir das nächste..mal... Ich hab die... Die Wohnung gerade bezahlen müssen, mann... was... was hätt ich tun sollen...!?" Zum Ende seines beschwichtigen Satzes wurde er lauter, um seiner Verzweiflung einen härteren Ton zu geben.
Härter, aber nicht Hart genug.
"Ich gebe kein H auf Anschrift. Ich bin nicht der Nette Verkäufer aus deinem beschissenen Dorf, kein verdammter Wursthändler. Gib mir das Geld, oder ich nehme mir etwas im Gegenzug. Jetzt." brodelte die Stimme voller Zorn, und das klackern schwerer Stiefel auf dem Fliesenboden liess Nooms Augen umherzucken... Woher kam dieser Ton... dieses Klack-klack-klack... als liefe er auf einer Pfütze herrum.
Der Ton hallte wider, von den Wänden, von der Decke. So unglaublich Laut, dass es in seinen Ohren schmerzte. Er krümmte sich in seine eigenen Arme, in erwartung von Schlägen, als fürchte er um sein Leben, als kämen die Wände immer näher, bereit ihn einfürallemal zu Umarmen.
Seine Haare wurden gepackt, sein ungekämmter, schlapp über das Ohr hängende Iro-Schnitt plötzlich aufgestellt, und die Hand die die Haare umschloss griff genug davon, um effektiv zu sein, aber zuwenige, um nicht Schmerzfrei zu enden.
Er gab einen panischen Laut von sich, fuchtelte mit den Händen Blind umher, wobei auch seine Nadel zufall ging.
"Hör zu du kleiner Pisser. Das war das letzte mal das ich in deine verfickte Bude gekommen bin. Meine Jungs kommen vorbei und nehmen dein Leben, deine Wohnung, und dein Arschloch auseinander, wenn du jetzt nicht sofort mit etwas Wertvollem rausrückst." Die Worte klangen, als wären es die der eigenen Mutter, die verkünden dass sie Krebs hätte, und darüberhinaus einen Enterben, sowie aus dem Haus werfen würde. Dementsprechend jämmerlich war Nooms Reaktion, ein Zucken, ein wimmern später, sprudelte er mit Worten nahe am Heulkrampf "Okay! Okay mann! Ich... Ich hab noch was! Bitte! Lass mich los! Dann... Dann zeig ichs dir!"
Er erntete eine Ohrfeige, Hart, die sein Gesicht herrumfahren liess und seinen Körper gegen die Toilette schleuderte, gefolgt von den harten, grollenden Worten "Wo. Sprich du Schlampe."
Noom ächzte, drückte sein Gesicht gegen den kühlen Spühlkasten, und fühlte einen Moment lang lediglich, wie das Porzelan des alten Spühlkasten seine Wange kitzelnd kühlte. Viel zu lange durfte er nicht warten, aber er tat es, längst vergessen, das er antworten sollte.
Die Stahlkappe in die Niere brachte seinen Körper dazu sich instinktiv zusammenzukrümmen, und einen Atem & Tonlosen schrei von sich zu geben, er polterte zwischen Toilette und Wand, angelte mit den Armen nach irgendetwas greifbarem, und winselte mit der ersten Luft:
"Im... Im Nachtkasten! Im Nachtkasten!!" ...
Just, als er die Antwort hervorspuckte, wendete sich sein Unglücksbringer ab, und hinterliess ihm lediglich den Schmerz der Schläge. Oh wie er sie verdient hatte, plagte sein Kopf ihn wie der Teufel der einem auf der Schulter sitzt. Manchmal mochte er die Vorstellung, dieser Plagegeist hätte die Stimme seiner Mutter, und würde ihm weismachen wollen, er werfe "ein" Leben weg, wenn er so weitermachen würde. Doch dann gab es das Heroin, das Koks, Gras, das gelegendliche EX, LSD, alles zusammen, sollte dies doch den Guten Engel auf der anderen Schulter darstellen... oder nicht?
Der Gedankengang liess ihn eine Halbe Stunde lang nur abwesend, mit pulsend schmerzender Wange und Körperseite, zur Tür glotzen.
Er bemerkte nichtmal, das sein Glatzköpfiger Besucher längst den Inhalt seines Nachtkasten geplündert, und die Wohnung verlassen hat. Ob er sich verabschiedet hat? Hätte er Antworten sollen? Wird er ihm jetzt böse sein?
Würde es nicht so lange dauern... Würde er wohl eine Antwort finden.

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