Donnerstag, 22. Oktober 2009

SWG - Weisses Rauschen

Mach die Augen zu... Mach die Augen zu... Bleib so. Ja, genau so. Sssschh... Still jetzt.

Der Schliessmechanismus der Tür gibt ein leises klickern von sich, die alte, lang schon abgewetzte Technik gibt klägliche Laute von sich, die jedesmal aufs neue wie ihre letzten klingen.
Metallern klickern Schritte über den dunklen, polierten Marmorboden, feine Metallbeschläge auf den Stiefelabsätzen die Milimeterweit über die sacht abgewetzten, aber gut gepflegten Sohlen stehen.
Wenn man seine Augen schliesst, wirkt die Welt plötzlich um soviel Lauter und Intressanter, eine sehr einschneidende Erfahrung die man immerwieder aufs neue machen wird, und kann. Seltsame Bekümmerung schleicht sich mir ins Genick, eine Art von Bekümmerung die nichts mit dem gerade vorherrschenden Moment zu tun hat. Bekümmerung die aus dem Nichts kommt, ohne Auslöser.
Die Frage wie es "ihm" wohl gerade gehen wird schleicht sich tiefer in meinen Kopf, und beherrscht mich für Sekunden gänzlich. So eingenommen davon, merke ich nicht wie das klickern der Schritte langsam verhallt, und der Geruch von feuchtem Herbstlaub mir in die Nase steigt. Ohne die Augen zu öffnen, blinzle ich. Nach einem Schweren einatmen fühle ich wie sich lederbekleidete Hände auf meinen Kopf legen und Narben abtasten als wären sie Blindenschrift die meine Gedanken in gänze vor "ihm" ausbreiten.
Es wird Still um mich und meinen Körper, und die Konzentration auf die Berührung meines Hauptes nimmt die überhand über alles andere, ich stelle das Atmen ein, und könnte ich, würde mein Gehirn jetzt auch ausschalten.

Ich weiss was du dich fragst... Deine Gedanken umschmeicheln Mich wie quecksilber.

Es ist unnachvollziehbar wie er jedesmal aufs neue mich dabei ertappte wie ich an ihn dachte. Ich beneidete ihn, und wollte so sein wie er. Gleichzeitig aber war mir durchaus klar, das ich soetwas nicht erreichen würde. Nicht bei ihm. Manchmal fragte ich mich auch, ob es in Wahrheit Gedanken sind die "Er" in meinen Kopf pflanzte, und er deshalb wusste was ich dachte. Warscheinlicher aber war, das ich einfach zu durchschaubar war. Je mehr ich mich konzentrierte es nicht zu sein, desto mehr verriet ich ihm was in mir vorging.

Ssschh... Hör dem Raum beim Atmen zu, blende deine Gedanken aus. Ich bin nicht, du bist nicht. Hier ist nur Dunkelheit.

Ich bin nicht...
Er ist nicht...
Das ist unmöglich. Es gibt keine Dimension, keine Galaxis und keinen Zeitpunkt, an dem unser beider Existenzen nicht aneinandergekoppelt sind. Es ist unvorstellbar.
Gedrungen und mit viel anstrengung zeichnen sich tiefe Furchen über mein Gesicht und ich fühle wie die Hand an meinem Kopf schwerer wird. Gleich, ob sie es wirklich wird, oder ich nur das Gefühl davon, niedergedrückt zu werden herbeihalluziniere, ich senke mein Haupt tiefer und halte erst zufriedengestellt Inne, als mein Gesicht den kühlen Boden berührt.
Die Hand verschwindet, und das helle klickern seiner Stiefelsohlen erzählt mir in kurzlebigen Tönen davon wie er geht, und mich zurücklässt, in diesem Raum wo er mir sagte, es gäbe nichts ausser Dunkelheit.

In weissem Rauschen geht das jammern der Tür unter, und ich schliesse meine Augen fester, rücke die mit den Fusschellen verbundenen, gefesselten Hände an meinen Kopf, und schiebe meine Ohren dazwischen. Es ist immer so laut wenn er geht, und nie ist es so leise als wenn er wiederkommt.


Ich blinzle, ... Blaue und Gelbe blinkende Lichter leuchten den durchdringlich Schwarzen Raum aus und der Atem den ich an meiner Haut spüre geht in einem Takt der mir zuallererst eins Klar werden lässt:
Er Schläft nicht.
Ich blinzle ein weiteres mal perfekt Regungslos, und konzentriere mich darauf ihn nicht aus seiner wachen Ruhe zu bringen, wärend ich mit dem Atmen kämpfe.
Fünf Minuten dauert es, bis mein Körper von dem verlangen sich zu verkrampfen und sich aufzusetzen ablässt, und sich wieder zur Ruhe besinnt... Die Erleichterung darüber fordert mir dann doch ein schnaufen ab, und ich schliesse die Augen ein weiteres mal, um die bunten, tanzenden kleinen Lichtpunkte zu beobachten, wie sie über mein purschwarzes Blickfeld flimmern.
Sein Atem kitzelt, angenehm... Ich hoffe inständig er hat nicht bemerkt, das ich aufgewacht bin bevor er mich wecken konnte.


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