Ich erwachte mit einem furchtbar schalen, fauligen Geschmack in meinem Mund, wie man ihn hatte wenn man zu lange mit offenem Mund schlief. Mein Kopf dröhnte als habe jemand mit aller Wucht darauf geschlagen, und die Haut an meinem Hals und den Schultern spannte gereizt. Ich hatte unglaublichen Durst, stellte ich nur eine Sekunde später, als würde mein ganzer Körper in Flammen stehen die nur ein Schluck Wasser löschen konnte.
Eine seltsame Taubheit umgab meinen Kopf, und es dauerte einige Momente bis ich feststellte, dass ich nicht recht hören konnte, und auch die Augen noch geschlossen hatte. Just als ich begann meinen Kiefer zu bewegen, begannen meine Ohrmuscheln zu prickeln und zu kitzeln, und mit ihnen kehrte auch mein Gehör wieder zurück. Die Augen jedoch ließ ich vorerst zu, alleine schon um den rasenden Kopfschmerz nicht zu verstärken.
Wo war ich? Es roch nicht wie daheim, es fühlte sich nicht an wie daheim, und ich begann nervös zu werden als ich in meiner Erinnerung kramte. Auftrag... Gehen.. Frau... Marsailis.. Spice. Achja, genau, ich hatte etwas gespritzt bekommen, was auch erklärte wieso mein Körper sich immer noch so taub anfühlte. Vorsichtig bewegte ich mich etwas hin und her, und stellte zwei Dinge fest... erstens lag etwas Gewichtiges halb auf mir, zweitens klirrte eine Kette, die offenbar um meinen Fußknöchel geschlungen war. Ich war also angekettet worden, aber was genau lag da auf mir?
Ich öffnete mühsam die Augen, und blinzelte aus schmalen Schlitzen zu einem türkisen Lekku, das quer über meine Brust lag, und zu einer dünnen, bleichen, schlafenden Twi'lek gehörte, die sich nackt an mich schmiegte. Dunkle Augenringe verliefen unter ihren verquollenen Lidern, die Wangen waren etwas eingefallen, und ihre Finger zitterten sacht. Spicerin schoss es mir durch den Kopf, und ich beendete meine Bestandsaufnahme mit einem leisen Schnaufen.
Irgendwo hinter mir ertönte der Laut eines zugeklappten Displays, dann ertönte eine männliche Stimme. "Und wo hast du den Kerl her? Irgendwem muss er doch gehören." Ich machte mir nicht die Mühe aufzusehen. Wer auch immer dort hinten stand, ging mich nichts an, und vermutlich würde ich auch mehr mitbekommen, wenn ich so tat als sei ich immer noch ohnmächtig. Stattdessen lauschte ich andächtig auf Marsailis Stimme, die zwischen den Geräuschen zweiter Zigarettenzüge antwortete "Ja, irgendwem, aber bis der Irgendwer da ist, ist er tot, und wir über alle Berge. Die letzte Szene steht ja noch aus. Hast du das Painslave?"
Ich gab ein gedämpftes Niesen von mir, und begann mich sacht zu räkeln. Der Name hatte etwas in mir geregt, das starrsinnig danach verlangte, einen laut von mir zu geben, womit ich allerdings nicht gerechnet hatte war der brennende Schmerz, der sofort durch meinen Leib zuckte. Ich kannte ihn, nur zu gut und zu eingängig. Es war der Schmerz von Kratzen und Schnitten, und tatsächlich vermochte ich nun auch das Blut zu riechen, das scheinbar überall an mir klebte. Ich öffnete die Augen weiter, spähte mit verschwommenem Blick an mir herab, und liess den Kopf dann zwischend wieder auf die Matte fallen, einen Moment mit dem Atem kämpfend. Scheisse war das viel Blut! mein ganzer Körper sah aus wie ein rot-weißes Zebra, und das obwohl ich mich mit dem kurzen Blick durchaus davon überzeugen hatte können, dass es keine gefährlichen Wunden waren. Es erklärte allerdings auch den Kopfschmerz und den Durst, und mit einem heiseren Krächzen versuchte ich mich unter der Twi'lek hervorzuwinden.
Damit erweckte ich Marsailis Aufmerksamkeit, und ich hörte wie sie den Zigarettenstummel fallenließ und mit ihrem spitzen Pump austrat, bevor sich ihre Absätze mit scharfem, hallendem Klickern näherten. Das Geräusch liess mich erstarren, als sie allerdings neben meinem Kopf in die Hocke ging, und der seidenartige synthetikstoff leise und melodisch wisperte, spürte ich eine tiefe Beruhigung durch meinen Körper kriechen.
"Warte, lass mich dir helfen... Sie ist sowieso schon tot." Wieder wisperte Stoff, als sie sich über mich hinweg streckte, und die leblose Spicerin von mir schob, dann strich sie mir über das Gesicht, ganz sanft und fürsorglich. "Du warst sehr tapfer. Und so brav! Hast jeden Handgriff genau so ausgeführt wie ich es dir gesagt habe. Das wird der beste Film den wir je gedreht haben, und das habe ich nur dir zu verdanken."
Oh, wie ich mich in ihrer Berührung, ihrem Gurren, ihren Dankesworten suhlte! Ich hatte zwar keine Ahnung, wovon sie nun sprach, aber alleine das elektrisierende Prickeln das ihre sanften Fingernägel an meiner rasierten Kopfseite auslösten, machte all die Verwirrung wieder wett. Ich fühlte wie mein Körper sich mit einem Seufzen wand, sich dem Kraulen entgegenreckte, und hörte ihr erstauntes, begeistertes Lächeln aus den nächsten Worten heraus. "So ein braver Junge! Du bist wirklich ein Goldstück. Aber etwas gibt es noch was du für mich tun musst. Willst du das, ja?" Ihre Fingernägel wanderten mit etwas mehr Druck über meine Kopfseite, und entlockten ein trockenes, heiseres Stöhnen aus meiner rauhen, ausgedörrten Kehle, bevor ich genug Kraft fand zu krächzen "Ja Herrin.."
"Sehr gut. Du bist brav, so brav! Ich werde dir jetzt noch etwas spritzen, das wird dir alles wie den Himmel erscheinen lassen was wir gleich machen. Und du wirst auf immer in diesem Himmel bleiben, versprochen. Das ist deine Belohnung weil du so folgsam warst." Meine trüben Augen rollten einen Moment gedankenleer zu dem leblosen Körper der Twi'lek neben mir, aber auch diese Geste entging ihr nicht, und ihre Lippen berührten für einen Moment meine Schläfe. "Du hast sie umgebracht. Aber mach dir keine Sorgen! Ich habe dich darum gebeten, und damit hast du alles richtig gemacht. Wunderschön. Bist gekommen noch während sie Blut auf deine Brust erbrochen hat. Perfekt!"
Irgendetwas in mir wollte sich bei diesen Worten übergeben, schreien, um sich schlagen, sich die Augen herauskratzen, aber ihre Fingernägel an meinem Kopf und ihre beruhigende, lobende Stimme lullten mich so sehr ein, dass ich vergaß warum ich das hätte tun sollen. Im nächsten Moment bohrte sich wieder eine Nadel in mich, diesmal jedoch in den Brustmuskel unterhalb des linken Nippels, und für einen Moment krümmte sich mein Leib zu einem lautlosen Schrei hoch, als rasender Schmerz mich durchfuhr, sich in meinen sowieso röhrenden Kopf fraß, und schwarze Punkte vor meinen Augen tanzen ließ...
Dann flutete weißes Licht auf mich, während der Schmerz erlosch, und.. anders wurde. Ein Scheinwerfer war auf mich gerichtet, und im Hintergrund entdeckte ich schemenhaft eine zweite Person, die an irgendwelchen Gerätschaften herumfummelte. Ich tippte auf eine Kamera.
Marsailis berührte die Schnitte auf meinem Bauch. Zuerst sanft, sodass ich mich etwas wand, dann fester. Für einen Moment schoss glühende Pein durch meinen Kopf als sie ihre Fingernägel in den Schnitt rammte, dann wurde der Schmerz ruckartig zu Extase, und ich krümmte mich mit lautem Stöhnen entgegen. Sie zog die Fingernägel langsam und genüsslich an dem nun wieder blutenden Schnitt entlang bis zum Wundende, und am Ende hörte ich mich heiser winselnd um mehr betteln, selbstachtungslos wie eine Made, flehen, jaulen sie möge nicht aufhören, bitte bitte nicht aufhören.
Ich hörte ihr rauhes, mildes Lachen, und sah, wie sie sich aus dem Kleid wand, während mein Körper brüllend und gierig nach mehr dieses Schmerzes verlangte, und ich sah noch die Klinge in ihrer Hand aufblitzen, eine gebogene, bösartig aussehende Dolchschneide...
Dann flog die Türe krachend auf, und mit einem Kugelhagel der den Kamermann in tausend Fetzen riss, begrüsste mein Herr die Szenerie, in seinen Augen die glitzernde Mordlust.
Die Kavallerie war eingetroffen. Mein Auftrag zu Ende.
Freitag, 23. Oktober 2009
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